Doch Anfang Mai trat die neue Bundesregierung ihr Amt an – und änderte die Linie. Auf der Bundespressekonferenz vom 23. Juli wurde Regierungssprecher Stefan Kornelius gefragt, warum der Verkauf nun genehmigt werde, obwohl sich weder die Menschenrechtslage in der Türkei noch die Inhaftierung İmamoğlus geändert hätten. Die Antwort: „Herr İmamoğlu selbst hat sich aus dem Gefängnis heraus für den Verkauf der Flugzeuge ausgesprochen.“ Tatsächlich hatte İmamoğlu am 21. April aus der Haftanstalt Silivri eine Botschaft geschickt, in der er die neue Bundesregierung aufforderte, den Verkauf der Eurofighter an die Türkei nicht zu blockieren. „Die nationalen Interessen der Türkei sind wichtiger als Erdoğan oder İmamoğlu.“, heißt es in seiner Erklärung. Es scheint, dass diese Wortmeldung, mit der İmamoğlu sich als „Staatsmann“ inszenieren wollte, Berlin in seiner Entscheidung bestärkt hat. Es gibt Stimmen, die meinen, dieser Verkauf werde der alternden Flotte der türkischen Luftwaffe neues Leben einhauchen. Andere wiederum sehen darin ein Signal für einen neuen Abschnitt in den Beziehungen zwischen der Türkei und Europa.
Schön wär’s… Doch es fällt schwer zu glauben, dass ein Ansatz, der sicherheitspolitische Interessen über demokratische Prinzipien stellt, den Weg in eine freiere Zukunft ebnen wird. Lange hoffte man, dass eine Annäherung an Europa den Demokratisierungsprozess in der Türkei befördern würde. Heute zeigt sich eher das Gegenteil: Die wachsende sicherheitspolitische Bedeutung der Türkei scheint in Europa demokratische Erwartungen in den Hintergrund treten zu lassen – und genau das ist besorgniserregend.
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