Die wunderbare Sesede Terziyan ließ meine Zeilen mit ihrer Stimme lebendig werden. Danach sprach ich mit meinem Freund Claus Kleber über das Buch, mehr ein Gespräch unter Kollegen als ein klassisches Interview.
Vieles, was für Menschen in der Türkei längst traurige Routine ist, wirkt auf das deutsche Publikum immer noch kaum vorstellbar. Beim Signieren wurde mir das einmal mehr bewusst. Oft begreift man erst beim Schreiben, was man im Leben wirklich durchlebt hat. So war es auch diesmal.
Die Geschichte, die mich in der Türkei erst ins Gefängnis, dann vor Gericht und schließlich ins Exil trieb und beinahe das Leben kostete, ließ mich auch in Deutschland nicht los. Oder vielleicht war es umgekehrt: Ich konnte sie nicht loslassen. Die unvollendete Recherche wuchs mit neuen Zeugen und ihren Aussagen zu einem ganzen Buch heran. Als ich meinem Verleger Wolfgang Hörner bei Galiani davon erzählte, sagte er nur: „Fang sofort an zu schreiben.“ Das tat ich. Ich sammelte die fehlenden Teile dieses blutigen Puzzles, fügte sie zusammen – mit überraschenden Details und unerwarteten Zeugenberichten. Frühe Leserinnen und Leser beschrieben das Buch als einen Politthriller oder Mafia-Krimi. Doch das Erzählte ist keine Fiktion, sondern Realität: Operationen, die als „Staatsgeheimnis“ vertuscht wurden, geheimer Waffenhandel, das Zusammenspiel von Mafia, Staat und Geheimdiensten. Es ist die Geschichte eines Regimes, das mit der Justiz gebrochen hat und sich nur noch hält, indem es jene zum Schweigen bringt, die informieren wollen – und die Geschichte eines Journalisten, der unter diesem Druck weiter schreibt.
Wenn dieses Buch auch nur die Spitze dieses Eisbergs sichtbar machen kann, dann hat es seinen Zweck erfüllt.
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