Stellen Sie sich folgendes vor: Die Firma, dessen Geschäftsführer auch der Präsident des türkischen Fußballverbands TFF ist, hat gestern mit einem ausländischen Partner zusammen eine Ausschreibung eines wichtigen türkischen Fußball-Wettanbieters gewonnen. Das ist ein unglaublicher Skandal. Allerdings haben nur wenige Fernsehsender haben darüber berichtet; es werden wahrscheinlich auch nur wenige Zeitungen über den Skandal schreiben. Denn dieser Mann ist gleichzeitig der größte Medienbaron der Türkei...
Zur Erklärung hilft ein Blick in die Vergangenheit: Die Familie Demirören ist eine der wichtigsten Familien für die türkische Industrie. Sie sind vor allem für ihre Gas-Unternehmen bekannt. Als die AKP an die Macht kam, hat der Besitzer Erdoğan Demirören seine Ziele vergrößert: Er hat auch in Bau, Benzin, Immobilien, Marmor und Häfen investiert. Allerdings hat es den AKP-nahen Geschäftsleute auch etwas gekostet, ihr Unternehmen zu vergrößern
Die Rechnung für Demirören war, oppositionelle Medien zu kaufen und sie auf Regierungslinie zu bringen. Die Unternehmensgruppe hat 2011 die „Milliyet“ gekauft, für die ich damals gearbeitet habe. Bei der ersten Redaktionskonferenz hat Erdoğan Demirören gesagt: „Ab jetzt wird es keine Beiträge mehr geben, die gegen Recep Tayyip Erdoğan gerichtet sind.“ Danach wurden wir gefeuert.
Eines Tages landete ein Telefongespräch zwischen Erdoğan und Demirören im Internet. Der 75-jährige Geschäftsmann wurde am Telefon im schärfsten Ton fertiggemacht, weil seine Zeitung eine Schlagzeile veröffentlichte, die Erdoğan nicht gepasst hat. Daraufhin fing Demirören an, sich flennend zu fragen: „Wie bin ich nur an diesen Job angekommen?“ Ja genau, ein alter, erfahrener Mann hat am Telefon schluchzend geweint.
Aber diese Tränen haben neue Investitionen bewässert. Demirören hat vergangenes Jahr die beiden größten Zeitungen und die beiden größten Fernsehkanäle der Türkei im Wert von 1,25 Milliarden Dollar aufgekauft. Die Demirören Holding wurde zum neuen Medienriesen in der Türkei.
Papa Demirören ist vergangenen Sommer gestorben. Sein Sohn Yıldırım Demirören tritt in die Fußstapfen seines Vaters – weiterhin ohne auf Ethik oder Moral zu achten.
Falls es in der Türkei in der Zukunft zu einer Abrechnung kommen sollte, werden die Demirörens eine saftige Rechnung erhalten, so viel steht fest.
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