So wurde den Gläubigen am 1. August erklärt, „kurze und durchsichtige Kleidung sei haram, und wer dazu schweige, lade Schuld auf sich“. Kommentiert wurde diese Predigt als „Aufruf, Frauen in Miniröcken zu maßregeln, und als Warnung vor eine Pflicht zur Verschleierung“.
Am 8. August wurden „Urlaubsorganisationen“ kritisiert. Den Gläubigen wurde ein „halal-Urlaub“ (nach islamischen Vorschriften erlaubter Urlaub) innerhalb moralischer Grenzen empfohlen.
Am 15. August schließlich war das Ziel das Erbrecht von Mädchen. Die Diyanet stellte sich über das säkulare Erbrecht, das besagt „Kinder sind gleichberechtigte Erben“, und verteidigte das islamische Recht, das den Erbteil der Frau auf die Hälfte des männlichen Anspruchs beschränkt. Besonders Frauenorganisationen reagierten empört.
Manche meinen, Erbaş, der seit acht Jahren im Amt ist, habe den Ton verschärft, weil im September über seine Wiederernennung entschieden wird – und er mit radikalen Auftritten die Gunst der Regierung gewinnen will. Andere glauben, dass über die Diyanet gezielt der gesellschaftliche Widerstand, vor allem der von Frauen, ins Visier genommen wird.
Wie auch immer: Dass die Diyanet, eine Institution der Republik, sich zu einer Fatwa-Behörde (Religionsinstanz, die verbindliche Glaubensurteile erlässt) entwickelt, die die Fundamente der Republik untergräbt, ist eine große Gefahr für den Laizismus.
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