Sowohl Ankara als auch andere EU-Mitgliedstaaten verurteilten Wilders. Zu diesem Zeitpunkt fand ein Gipfeltreffen nach dem anderen zwischen der Türkei und der EU zum sogenannten Flüchtlingsabkommen statt. Das Abkommen sah vor, die nach Europa strömenden Geflüchteten in der Türkei anzusiedeln, im Gegenzug sollte die Visumspflicht für türkische Bürger in Europa vereinfacht und die EU-Beitrittsverhandlungen zu beschleunigt werden. Heute, acht Jahre später, müssen wir Wilders Recht geben.
Nicht nur die türkische Regierung, sondern auch Brüssel hat die Bürger der Türkei im Stich gelassen. Seit 2015 hat die Türkei die Verantwortung für Millionen von Geflüchteten übernommen und türkische Bürgerinnen und Bürger können nicht einmal ein Visum für Europa erhalten, geschweige denn sich in Europa frei bewegen. Die EU-Mitgliedschaft ist zu einem Traum geworden, der - wie Wilders schon sagte - Stand heute nie in Erfüllung gehen wird.
Im Türkei-Bericht des Europäischen Parlaments, der letzte Woche veröffentlicht wurde, heißt es, dass der EU-Beitrittsprozess der Türkei „unter den derzeitigen Bedingungen“ nicht eingeleitet werden kann. Erdogan drohte daraufhin, sich "notfalls von der Europäischen Union zu trennen". Allerdings hatte er im vergangenen Juli einen unerwarteten Schritt gemacht und die EU aufgefordert, die Beitrittsverhandlungen wieder aufzunehmen, worauf Europa mit einem „Ja“ unter Bedingungen geantwortet hatte: Demokratisierung, eine Lösung in Zypern und Menschenrechte. Erdoğan ignorierte diese Bedingungen und erklärte: „Ich habe Schwedens NATO-Mitgliedskarte, den Flüchtlingstrumpf. Hinzu kommt meine Vermittlerrolle in der Ukraine" und ignoriert weiterhin die Forderungen nach Demokratisierung.
Im Grunde ist sich jeder dessen bewusst: Sein Appell nach Wiederaufnahme der Verhandlungen kam nur, da ihm in der Wirtschaftskrise das Geld ausgegangen war. Leere Drohungen wie „Wir werden uns trennen" sind ein Bluff. In diesem üblen Spiel, das seit Jahrzehnten gespielt wird, hat das türkische Volk verloren. Die Gewinner? Die EU, welche die Türkei mit Geflüchteten im Stich gelassen und ihre Versprechen gebrochen hat. Erdoğan, der das Volk mit dem Märchen von der Reisefreiheit getäuscht hat, und Geert Wilders, der sich damit brüstet, dass er im Recht ist.
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