Eine Zelle in Standardgröße aus Silivri, das zum Zwangsaufenthaltsort der Oppositionellen geworden ist, wird in Berlin im Maßstab eins zu eins aufgebaut, mitten im Herzen der Stadt. Das berühmte rote Rathaus der deutschen Hauptstadt, das „Rote Rathaus“, beherbergt diese Installation als Zeichen der Solidarität mit Ekrem İmamoğlu, dem Bürgermeister von Berlins Partnerstadt Istanbul. Das „SİLİVRİ. prison of thought“ (deutsch: „Gefängnis des Denkens“) wird nach der Eröffnung am kommenden Mittwoch den Berlinerinnen und Berlinern offenstehen.
Besucherinnen und Besucher werden – wenn auch nur für kurze Zeit – selbst erfahren, was es bedeutet, in einer Zelle, in Isolation, zu bleiben. Mit einer dreidimensionalen Virtual-Reality-Brille werden sie das Silivri-Gelände „besichtigen“ können. Sie werden verstehen können, womit diejenigen in der Türkei konfrontiert sind, die anders denken als die Regierung, die ihr widersprechen, die Demokratie fordern.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, wird bei der Eröffnung eine Rede halten. Anschließend wird die Bürgermeisterin von Mitte, dem Partnerbezirk von Beyoğlu, Stefanie Remlinger, ihre Solidarität mit ihrem inhaftierten Kollegen İnan Güney zum Ausdruck bringen. Nach den Botschaften von Özgür Özel und Ekrem İmamoğlu werde ich zusammen mit Cem Özdemir, dem Ministerpräsidentenkandidaten von Baden-Württemberg, in einem kurzen Panel über die Türkei sprechen. Und die Eröffnung wird mit einem Konzert von Deniz Mahir Kartal enden. Die „Zelle“, die eine Woche lang auf dem Platz bleiben wird, wird danach in den Garten des Gorki-Theaters verlegt und bis Ende November geöffnet sein. Inzwischen wird am 3. Oktober im Gorki auch unser „Museum der kleinen Dinge“ eröffnet, eine Ausstellung, die dokumentiert, mit welch absurden Begründungen die Regierung in der Türkei Menschen einsperrt und wie die Inhaftierten mit ihrer Kreativität die engen Zellen in kleine Werkstätten verwandeln.
Unsere Absicht ist es, die „Zelle“ von Athen bis Wien, von London bis Prag, von Barcelona bis Budapest in alle Partnerstädte Istanbuls zu bringen und darum herum ein internationales Solidaritätsnetzwerk aufzubauen solange, bis Silivri zu einem Universitätscampus geworden ist.
|