„Worauf sollten die Amerikaner achten?“
„Welche Institutionen und Gruppen sind am verwundbarsten?“
„Womit fangen diese Führer als Erstes an?“
„Gibt es etwas, von dem Sie wünschten, Sie hätten es gewusst, als Sie als ‚innere Feinde‘ gebrandmarkt wurden?“
Sofort musste ich an die Panels denken, die wir über Jahrzehnte hinweg veranstaltet hatten. Westliche Kolleginnen und Kollegen luden uns ein. Auf dem Podium saßen Medienschaffende aus dem Iran, Afghanistan und der Türkei. Der westliche Moderator fragte uns nach unseren Erfahrungen und hörte mit Verwunderung zu. Dieses Mal war der Zweck der Frage ein anderer: Mein Kollege wollte wissen, was auf sie zukommt. Ein autoritäres Modell, das in kleinen Ländern begann (oder getestet wurde), hatte nun die USA, die als mächtigste Demokratie der Welt gilt, erreicht. Ein Führer, der Menschenrechte, Pressefreiheit und die Unabhängigkeit der Justiz missachtet, bereitete sich darauf vor, das Weiße Haus zu übernehmen – mit dem Versprechen, einen „Krieg gegen innere Feinde“ zu führen.
Ich erzählte der New York Times, wie wir in der Türkei unsere ohnehin schon fragile Pressefreiheit langsam, aber sicher verloren haben. Ich berichtete von Anrufen wegen „unangenehmer“ Berichte, den Warnungen an Zeitungsinhabende, dem Zwang, Medienunternehmen zu verkaufen, wenn sie sich widersetzten, und wie nach einem Eigentümerwechsel keine Warnungen mehr nötig waren. Journalistinnen und Journalisten wurden arbeitslos und wer Widerstand leistete wurde ins Gefängnis gesteckt. Es fühlte sich an, als würde ich Erste-Hilfe-Kurse für Menschen geben, die in einem Erdbebengebiet leben und auf den „Tag X“ warten. Leider ist das nun unsere Realität. Was wir lokal erlebt haben, geschieht jetzt auf globaler Ebene. Und die Demokratien der Welt – von den USA über Italien bis nach Frankreich und Deutschland – stehen vor einer großen Bewährungsprobe.
Der Angriff ist global – und gerade deshalb muss unser Widerstand ebenfalls global werden.
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