Etwa zur selben Zeit beschuldigte der damalige US-Vizepräsident Joe Biden „die Türken“, gemeinsam mit anderen Ländern der Region, Hunderten von Dschihadisten weltweit Millionen Dollar und tonnenweise Waffen zukommen zu lassen.
Und Ende September, als Donald Trump im Weißen Haus Erdoğan empfing, sagte er: „Erdoğan hat Syrien übernommen, aber niemand weiß es.“
Nach dem Sturz Assads hat sich der Umgang sowohl Moskaus als auch Washingtons mit den syrischen Dschihadisten völlig gewandelt. Wer gestern noch als „Terrorist“ galt, wird heute als „Staatsmann“ hofiert. Und das Weiße Haus, das Erdoğan einst beschuldigte, diesen Gruppen Waffen und Geld zu liefern, gratuliert ihm nun genau dafür.
Auch Ahmed Scharaa sendet nun warme Botschaften an den Präsident der „russischen Ungläubigen“, deren Flugzeuge er bis vor Kurzem aufgrund der Unterstützung für Assad noch angriff.
Der Einzige, der seine Haltung zu Syrien nicht geändert hat, ist Erdoğan. Von Beginn an unterstützte er die Dschihadisten, die gegen Assad kämpften, mit Waffen, Geld und Kämpfern. Er machte die Türkei zur Drehscheibe der radikalen Islamisten, die in Syrien Krieg führten.
In Washington wird er heute als „Eroberer von Damaskus“ empfangen und für seine Rolle als „Schutzherr des syrischen Regimes“ gefeiert – die Ernte seiner damaligen Investitionen.
Vor zehn Jahren kam ich aufgrund meiner Enthüllungen über den türkische Geheimdienst zu heimlich und illegal Waffenlieferungen an die syrischen Dschihadisten ins Gefängnis. Ich wurde Opfer eines bewaffneten Anschlags, zu 27 Jahren Haft verurteilt und lebe nun im Exil. War mein einziges „Verbrechen“ vielleicht, eine Wahrheit zu früh veröffentlicht zu haben – jene Wahrheit, auf die die türkische Regierung heute stolz verweist?
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